Diplomarbeit, 2024, keine Creative Commons-Lizenzierung Betreuung: Jasmin Mersmann Sperre bis 2026-01-23 Abstract Die Welt ist ein Chaos. Das ist aber nichts Neues, denn im Grunde genommen war sie das schon immer. Sie ist heute nicht mehr oder weniger chaotisch als früher. Das wirft die Frage auf, ob man sie denn bei scheinbar gleichbleibendem Chaosgehalt überhaupt als chaotisch bezeichnen kann. Denn streng genommen ist die Welt von der Warte der Welt aus gesehen weder chaotisch noch das Gegenteil davon. Sie ist und bleibt ein Gesteinsball mit unterschiedlichen Dingen, die in unterschiedlicher Relation zueinander stehen. Wir, als Teil dieser Dinge, finden mehr und mehr über sie heraus, ordnen sie ein und lassen aus dem von uns wahrgenommenen Chaos einen Kosmos entstehen. Trotzdem überwiegt heute ein Gefühl der Orientierungslosigkeit. Die Ereignisse der Welt passieren nun nicht nur gleichzeitig – so wie sie es immer schon getan haben – sie sind heute noch dazu gleichzeitig erfahrbar geworden. Immer gravierender wird unser menschliches Eingreifen in die Biosphäre spürbar, gewohnte Zyklen gehören der Vergangenheit an und die zukünftigen bleiben ungewiss. In kürzester Zeit erweiterte sich der menschliche Operations- und Denkradius um ein Vielfaches und plötzlich funktionieren gewohnte lineare Lösungsansätze und stringente Ordnungssysteme in diesen größeren Dimensionen nicht mehr. Diese scheinbar undurchblickbare Komplexität macht Angst und lässt die Welt, in der wir leben, wieder chaotisch werden. Anstatt darauf aber mit Linearität und Stringenz zu antworten, kann ein anderer Weg sein, sich diesem Chaos zu verschreiben. Ein Feld, in dem eine solche chaotische Denkart möglich ist, ist die Kunst. Auch sie aber plagt das allgegenwärtige Streben nach Stringenz und der daraus resultierenden Kompartimentierung. Um nun als Plattform für dieses chaotische Denken fungieren zu können, muss die Kunst erst von der linearen Denkart der Stringenz und demnach von ihrer Kompartimentierung – also ihren Gattungen – befreit werden. Dies funktioniert entgegen vieler Behauptungen nicht mithilfe von Interdisziplinarität, denn dadurch verhärten sich lediglich die Disziplingrenzen. Vielmehr muss man andere Wege finden, um die Kunst als eine Vielheit und nicht als Zusammenschluss vieler Einheiten evident werden zu lassen. Nur so kann die Kunst letztlich eine dieser Plattformen sein, mit deren Hilfe wir die Welt als das akzeptieren können, was sie ist: ein Tohuwabohu.

Diploma thesis, 2024, keine Creative Commons-Lizenzierung Supervision: Jasmin Mersmann Blocked until 2026-01-23 Abstract The world is in chaos. But this is nothing new, because really it always has been. It is no more or less chaotic today than it used to be. But since the chaotic content appears to have remained same, this raises the question of whether it can be described as chaotic in the first place. Technically speaking, from the perspective of the world, the world is neither chaotic nor the opposite. It is and remains a huge rock with various things that are in various relations to one another. We, as part of these things, find out more and more about them, categorise them and create a cosmos out of the perceived chaos. Nevertheless, a feeling of disorientation prevails. The events of the world are now not only happening simultaneously – as they always have – but they have also become simultaneously perceptible. Humanities intervention in the biosphere is becoming more and more noticeable, familiar cycles are a thing of the past and future ones remain uncertain. In a short time, the human radius of operation and thought has expanded many times over and suddenly familiar linear approaches to solutions and stringent systems of organisation no longer work within these larger dimensions. This seemingly unfathomable complexity is scary and makes the world we live in chaotic once again. But instead of responding to this with linearity and stringency, another way could be to embrace this very chaos. One field providing the possibility of such a chaotic way of thinking is art. But it too is plagued by the omnipresent striving for stringency and the resulting compartmentalisation. But to be able to function as a platform for this chaotic way of thinking, art must first be freed from the linear mindset of stringency and thus from its compartmentalisation – that is its genres. Contrary to many assertions, this does not work with through interdisciplinarity, as it only reinforces the disciplinary boundaries. Rather, other ways must be found to allow art to become evident as a multiplicity and not as an amalgamation of many subunits. Only in this way can art ultimately be one of these platforms, that with the help of which we can accept the world for what it is: a tohubohu.

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